Mitten in Europa auf Verelendung, Diskriminierung und an Apartheid gemahnende Strukturen zu treffen, mag Karl-Markus Gau脽 nicht erwartet haben, als er im Jahr 2001 erstmals in die Slowakei gereist ist. DIE HUNDEESSER VON SVINIA berichtet auf kompakten 115 Seiten von seinen verschiedenen Reisen zwischen 2001 und 2003 in das uns Westeurop盲ern so fremde und ferne Land.
Ausgehend von der Frage, wie eine Gesellschaft, die selber vor nahezu unl枚sbaren Umw盲lzungsaufgaben steht, mit Minderheiten umgeht, aufgeschreckt von Berichten 眉ber zunehmende Gewalt gegen die Roma, bereist Gau脽 vor allem die 枚stlichen Gebiete der Slowakei und geht dort internationalen wie nationalen Bem眉hungen nach, die Roma in die Gesellschaft einzugliedern, bzw. ihnen und ihrem Lebensstil gerecht zu werden.
In den 1970er Jahren hatte die Regierung der damaligen Tschechoslowakei beschlossen, die Roma 鈥� fahrendes Volk, das seit Jahrhunderten im Rhythmus der Jahreszeiten den Ernten folgte 鈥� in die sozialistische Gleichheitsgesellschaft einzuordnen. So sollten die Roma sesshaft werden und herk枚mmlichen Berufen nachgehen, w盲hrend ihre angestammten Berufe nach und nach ausstarben und durch die fortschreitende Technisierung ersetzt wurden. Und in Vergessenheit gerieten. Gau脽 sieht die Ergebnisse sozialistischer Planung und das Elend, das sie 眉ber das Volk der Roma gebracht hat, da es sich kaum bis gar nicht mit den Anspr眉chen der 鈥瀗euen鈥� Zeit identifizieren konnte.
Gau脽 macht sich die M眉he, den Roma gerecht zu werden, indem er ihrer Geschichte nachsp眉rt, zu erkl盲ren versucht, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, welchen Anfeindungen sie immer schon ausgesetzt waren und wie es zu den Vorurteilen kommen konnte, die allgemein gegen 鈥瀌ie Zigeuner鈥� vorgebracht wurden und werden. Dabei ertappt er sich gelegentlich selber bei Ressentiments und versteckt diese nicht. Eindringlich seine Beschreibungen von Ger眉chen und ersten visuellen Eindr眉cken der Romasiedlungen, die er nach und nach besucht. Er scheut sich nicht, die kulturelle Differenz deutlich zu benennen, die sich zwischen jedweder 鈥瀍ingesessenen鈥� Bev枚lkerung und den Roma zwangsl盲ufig ergibt. Er beschreibt die unfassbare Gleichg眉ltigkeit, die sie gegen眉ber Eigentum (eigenem und dem anderer) an den Tag legen, er beschreibt aber auch die Apathie, mit der sie ihr Leben, ihr Dasein ertragen, ja, es 眉ber sich ergehen lassen. Er sp眉rt den feinen und von au脽en kaum wahrnehmbaren Hierarchien in den Romagemeinden selbst nach 鈥� Hierarchien, in denen die sogenannten 鈥濰undeesser鈥�, die 鈥濪egesi鈥�, ganz unten stehen und doch auch nur Opfer des Unverst盲ndnisses kultureller Eigenheiten sind 鈥� und kann mit verschiedenen Vertretern verschiedener Organisationen, aber auch mit einfachen Menschen, Roma eben, die in teils jedweder Beschreibung spottenden Behausungen leben m眉ssen, in Kontakt kommen. Er lernt die Besonderheiten kennen und zu unterscheiden. Wie wesentlich es den Menschen in den Siedlungen ist, mit Namen wahrgenommen zu werden. Wie sehr sie sich bem眉hen, dem Fremden einzelne Worte ihrer Sprache beizubringen, Gesten und Verhalten zu erkl盲ren, wie begierig sie aber auch sind, zu lernen, sich Wissen anzueignen, Wissen, das sie wahrscheinlich den Rest ihres Lebens nicht mehr nutzen werden. Wahrnehmung, wahrgenommen werden 鈥� es sind immer wieder diese Fragen, um die die Begegnungen kreisen. Namen und Anzahl der bereits geborenen (gezeugten) Kinder, scheinen identit盲tsstiftend zu sein und werden dem Fremden mitgeteilt. Freundlichkeit, so Gau脽 Feststellung, begegnet ihm grundlegend bei den Roma, die selber vor allem eines erleben: Ablehnung.
Da脽 permanente Ablehnung bei dem Abgelehnten psychisch f眉rchterliche Deformationen verursachen kann, ist an Gau脽麓 Text ebenfalls sehr gut abzulesen. Wenn er beschreibt, wie Kinder 眉ber die eigene Herkunft reden, damit erkl盲ren, warum sie eben an keinem vern眉nftigen Schulunterricht teilnehmen d眉rfen, sie seien ja 鈥瀗ur Roma鈥�; wenn er berichtet, wie sie klaglos hinnehmen, da脽 Gelder, die ausdr眉cklich f眉r den Aufbau menschenw眉rdiger Siedlungen f眉r das Volk der Roma freigegeben wurden (ob von der EU oder aus privater Hand) in st盲dtischen Kan盲len und somit bei den 鈥欸adsche鈥�, den Nicht-Roma, versickern; wenn er erz盲hlt, wie er ungemein freundlich aufgenommen wird und dennoch Fremder bleibt bei einem Volk, das Jahrhunderte der Diskriminierung erleben musste; erz盲hlt, wie jene wenigen 脺berlebenden, als sie aus den Lagern der Nazis in den Jahren nach 1945 zur眉ckkehrten und die ihnen gestohlenen H盲user besetzt vorfanden und auch diese Ungerechtigkeit fast stumm hinnahmen; wenn er von den teils furchtbaren Bedingungen berichtet, unter denen die Roma auch heute noch 鈥� allerdings stammt der Text aus dem Jahr 2004 鈥� leben m眉ssen, Parallelgesellschaftenn gleich, die staatlich gewollt sind, wenn man all das liest, begreift man nach und nach, warum dieses Volk ist, wie es ist und wie tief die Kluft mittlerweile reicht, die sich zwischen den 鈥瀂igeunern鈥� und den angestammten Bev枚lkerungen der europ盲ischen L盲nder aufgetan hat und wieso diese Kluft wahrscheinlich nicht mehr zu schlie脽en ist. Umso ber眉hrender die letzten Zeilen seines Textes, in denen er beschreibt, wie er zur眉ck in seinem Hotel in seinen Taschen lauter Kleinigkeiten findet, die ihm die Kinder der Roma, als sie sich von ihm verabschiedeten, zugesteckt haben: Kleine Zeichen, die hinausgehen in eine Welt, die ihnen unerreichbar und wahrscheinlich auch unglaublich gef盲hrlich vorkommen mu脽.
Gau脽 sp眉rt 鈥� am Beispiel der Roma 鈥� einem grundlegenden europ盲ischen Problem, bzw. einer grundlegenden europ盲ischen Aufgabe nach: Integration. Er besch枚nigt nichts und macht es damit niemandem leicht, seinen Text zu konsumieren. Die Roma geh枚ren ganz sicher zu Europa, seit jeher, dennoch sind sie das maximal Fremde, das uns begegnen kann. Scheinbar ohne Sinn und Verst盲ndnis f眉r Eigentum und die 鈥瀗at眉rlichen鈥� Grenzen anderer, werden sie stigmatisiert, gettoisiert und mythisiert, indem man ihnen einerseits alle m枚glichen Schandtaten andichtet, sie zugleich aber romantisch verkl盲rt 鈥� ob in der Operette wie dem ZIGEUNERBARON, in M盲rchen und Sagen, ob in der Popul盲rkultur, wo sie als geheimnisvoll und m盲chtig geschildert oder in Bandnamen (鈥濭ypsy Kings鈥�) mi脽braucht werden. Begegnet man 鈥瀂igeunern鈥� im echten Leben, werden hingegen sofort uralte und am eigenen Dasein nie zu 眉berpr眉fende Ressentiments geweckt, die offenbar kulturell tief wurzeln.
Diese Diskrepanz auszuhalten, sie wenn m枚glich sogar ins Positive zu wenden und gerade die kulturelle Kluft als Bereicherung zu erfahren, diese Aufgabe stellt uns ein Buch wie DIE HUNDEESSER VON SVINIA ununterbrochen, ohne je explizit dazu aufzufordern. Gau脽 beschreibt mit viel Liebe zum Detail nicht nur die Geschichte der Roma, sondern ganz allgemein die Entwicklungen der Slowakei in den Unbilden der Zeitl盲ufte. Dadurch wird einem eine Region, auf die, wenn man ehrlich ist, auch nach 1990 niemand in Westeuropa ohne Sonderinteressen wirklich neugierig war, gel盲ufiger; w盲hrend der Lekt眉re merkt man, wie Ber眉hrungs盲ngste schwinden und man immer neugieriger auf dieses Land irgendwo da hinten, im Osten, wird. Den Leser dann aber, sozusagen inmitten seiner neugewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich dieses zu entdeckenden Landes, mit Siedlungen wie dem titelgebenden Svinia und uns dadurch auch mit unserem eigenen Wegsehen, dem eigenen Desinteresse zu konfrontieren, versieht diesen schmalen Band mit echter Sprengkraft.
Mitten in Europa, in einem Europa, das sich anschickt, wieder getrennte Wege zu gehen, in dem die Nationalismen wieder erstarken, mitten in diesem Europa eine Minderheit zu wissen, die nahezu entrechtet ist, zeigt uns auf, was wir in den vergangenen 13 Jahren, seit Gau脽麓 Text erstmals erschienen ist, vers盲umt haben. Anstatt uns 眉ber unser Binnenverh盲ltnis zu sorgen, h盲tten wir in jenen L盲ndern des ehemaligen Ostblocks, die wahrscheinlich gnadenlos zu fr眉h in einen Wirtschaftsraum wie die EU aufgenommen wurden, ein zivilrechtliches Klima begr眉nden sollen, welches den Standards entspricht, dem Westeuropa seit nunmehr 70 Jahren den Frieden verdankt. Wir sollten uns sehr im Klaren dar眉ber sein, da脽, wenn Europa, die EU, jetzt auseinanderf盲llt, wir sehr bald wieder vor den Tr眉mmern unseres moralischen Bankrotts stehen werden. Es geht nicht an, da脽 das 21. Jahrhundert damit beginnt, wieder Minderheiten oder generell einzelne Volksgruppen oder ethnische Gruppen zu denunzieren und zu bedrohen. Das w盲re die Aufgabe, die Europa mit seiner zweieinhalbtausendj盲hrigen Geschichte zu erledigen h盲tte, weitaus mehr, als Exportquoten zu erf眉llen oder Warenverkehr zu regulieren. Ein Text wie Gau脽麓 gemahnt uns daran, das niemals aus den Augen zu verlieren. Eigentlich haben wir keine Zeit mehr.
Kr贸tka ksi膮偶eczka, kt贸ra d艂ugo czeka艂a na przeczytanie. W Polsce problem Cygan贸w (z Cyganami?) wyp艂ywa raczej rzadko. Jest ich niewielka liczba. Natomiast nie wszyscy wiedz膮, 偶e na S艂owacji s膮 ca艂e dzielnice i wioski cyga艅skie. Celowo nie pisz臋 romskie, bo za nazwanie Cygan贸w Romami kiedy艣 jeden z Rumun贸w prawie si臋 na mnie obrazi艂 i wyja艣ni艂 mi r贸偶nic臋. Pracowa艂am ze S艂owakiem, kt贸ry pochodzi艂 z Koszyc, a w艂a艣nie w tych okolicach Cygan贸w jest sporo. Jego zdanie na ich temat by艂o bardzo niepochlebne. Po tytule mo偶na by si臋 spodziewa膰 jakiej艣 nagonki na ten lud, jego mentalno艣膰 i obyczaje. Cyganie si臋 nie integruj膮. A je艣li kt贸re艣 z nich si臋 wy艂amie, automatycznie jest wykluczane ze spo艂eczno艣ci. Autor pr贸buje wej艣膰 mi臋dzy Cygan贸w i S艂owak贸w, docieka sk膮d bierze si臋 wzajemna niech臋膰 tych dw贸ch narod贸w. Cyganie narzekaj膮, 偶e S艂owacy maj膮 ich za z艂odziei, nierob贸w i zawszonych brudas贸w. S膮 nawet przypadki, kiedy stosuj膮 naciski na dyrektor贸w szk贸艂, aby ich dziecko nie mia艂o kontakt贸w z Cyganami albo aby byli oni zgrupowani w osobnych klasach. Autor idzie do osad cyga艅skich i poznaje ludzi tam mieszkaj膮cych, s艂ucha o ich problemach i marzeniach. Jest oblegany przez dzieciaki. I, wbrew og贸lnym twierdzeniom, s膮 one czyste i przyjazne. I nie jedz膮 ps贸w ;) Nie b臋d臋 si臋 rozpisywa膰 o konkretnych przypadkach. Generalnie wychodzi na to, 偶e to nie ludzie s膮 winni sytuacji, ale s艂owacki rz膮d nie potrafi sobie z tym wszystkim poradzi膰. Wioski i miasta podzielone na strefy. Takie wsp贸艂czesne getta. Ub贸stwo i niech臋膰. Mafijne uk艂ady :( Wyjazdy (np. do UK) w celu 偶ebrania i utrzymywania lokalnych boss贸w. A to z powodu zaci膮gni臋tych niegdy艣 鈥瀙o偶yczek鈥�, kt贸rych nie da si臋 sp艂aci膰 do ko艅ca 偶ycia. Brak edukacji, brak perspektyw, brak nadziei鈥� Ot贸偶 nie. Chyba nadzieja i optymizm, to jest to, czego Cyganom mo偶na w艂a艣nie pozazdro艣ci膰. Ksi膮偶eczka na jeden wiecz贸r. Polecam. Zreszt膮 ja prawie ca艂e non-fiction, a szczeg贸lnie to z Czarnego. Takie ju偶 moje zboczenie ;) I tym razem zn贸w odkry艂am ciekawy kawa艂ek 艣wiata.
1) Deutsche Rezension Das gr枚脽te Problem mit diesem Buch ist, dass der Titel irref眉hrend ist. Die sogenannten Hundeesser (Degesi) von Svinia, werden hier erw盲hnt aber nur sehr wenig. Meistens geht es um die Roma und andere Leute der Gegend und es ist oft interessant was man so liest (z.B. h枚rte ich das Wort "ciganik" in einer Dokumentation und nahm an es w眉rde genauso wie "Zigeuner" benutzt [aufgrund der 脛hnlichkeit] aber hiernach bezieht es sich auf die mittlere Kaste zwischen den hohen Roma und den niederen Degesi in der Slowakei). Aber davon mal abgesehen konnte man das hier vergessen. Ich wei脽 noch was es 眉ber die Roma sagte (Mythen, Stereotypen, Arbeit, Isolation, kultureller Verfall etc.), aber, wie gesagt, davon abgesehen kann ich mich an kaum etwas erinnern was genannt wurde. Vielleicht ist das so weil ich dieses Buch wirklich nicht deswegen gelesen habe, sondern etwas 眉ber die Degesi erfahren wollte (welche nach der H盲lfte des Buches kaum erw盲hnt wurden), und nicht 眉ber jeden anderen. Also wenn man das hier lesen will, so sollte man den Titel nicht w枚rtlich nehmen. Man lernt ein paar interessante Dinge hier und da aber selbst gro脽z眉gig gesch盲tzt ist dieses Buch bestenfalls zu 25 % 眉ber die Degesi aber das war's auch schon. Ich habe ein paar neue Dinge 眉ber Hilfsprogramme die auf sie zielen gelernt sowie 眉ber Trennung in der Schule aber das meiste andere, was nicht viel war glaubt mir, wusste ich schon.
2) English Review The biggest problem with this book is that the title is misleading. Sure the so-called dog-eaters (aka Degesi) of Svinia, are mentioned in this book but to a very small degree. For the most part its is about the Romani and other people of that area and often its interesting what you read (e.g. I heard the word "ciganik" in a documentary and assumed it was used like some people use "gypsy" [due to the similarity to the german term] but according to this it refers to the middle cast between the high Roma and the low Degesi in Slowakia). However, apart from that it is very forgettable. I do remember what it stated about the Romani (myths, stereotypes, working, isolation, cultural degregation etc.), but, as I stated, apart from that I can barely remember what it stated. Perhaps that is so because I really did not read this book for that reason, but because I wanted to know about the Degesi (who were barely mentioned after half of the book), and not about basically everyone else. So if you want to read it, you should not take this title literally. You learn a few interesting things here and there but even at myits most generous estimation, this book is at best 25% about the Degesi but that is about it. I learned a few new things about aid programs targeted at them and the segregation in schools but most of the other stuff, which wasn't much trust me, I already knew.
Karl-Markus Gau脽 brings you on an amazing journey, this time across the pre-EU Slovakia. As he usually does, Gau脽 blends history and present-day reality together while trying to make sense of people's stories, most of them tragic ones. This time, he tells us about tolerance and how difficult it is to remain tolerant, especially now, in XXI century, in time of liberal transformations and rule of law. He warns us that acceptance of difference still remains a challenge for many of us. In my opinion, he is right: we learned how to pretend, however, we are still far from accepting difference as part of our everyday life.
The original title: Die Hundeesser von Svinia I bought this book because I wanted to read something from a Austrian writer. This one had an interesting title and honestly, I didn麓t now what literary genre it is. The book itself surprised me. It is more like an essay on ethnic minority - Romani people in Slovakia. The author took a trip to this land to explore the cultural and historic background of them. He describes his encounters and its intellectual exchanges with the local people who are leading organizations, communities and also with people on streets and pubs. Even though the topic seems heavy from ethnic, cultural, political point of view, the word flow is still unforced, but rich and describable at the same time. He is good with picking the words when describing events, surrounding, landscape, when he was on his trip. I did have feeling sometimes I am standing there in the middle of the soaked muddy courtyard in Svinia. I liked the book a lot, because it gives you more complex insight on everyday life, culture, history but it lets you to form an opinion by yourself. Another things that I learned from a book: There is caste system between Romani (Romani, Gypsies, Dog eaters-degez in Slo), there is a lot of different ethnic groups in Slovakia and Romani are the biggest minority and Europeans (including me) are full of prejudice!