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272 pages, Paperback
First published October 1, 1895
Die Welt ist einmal, wie sie ist, und die Dinge verlaufen nicht, wie wir wollen, sondern wie die andern wollen. Das mit dem ›Gottesgericht�, wie manche hochtrabend versichern, ist freilich ein Unsinn, nichts davon, umgekehrt, unser Ehrenkultus ist ein Götzendienst, aber wir müssen uns ihm unterwerfen, solange der Götze gilt.Wo die Pflicht gegenüber den Ansprüchen der Gemeinschaft höher wiegt, als die eigenen Wünsche und Gefühle, kann Glück nicht gedeihen. Gerade an einem leidenschaftlichen, ungestümen Charakter, wie Effi, beweist sich diese traurige Wahrheit. Doch Effi ist nicht das einzige Opfer eines strengen Sittenkodex, der den kleinsten Fehltritt unbarmherzig bestraft. Alle Beteiligten in dieser Tragödie sind am Ende auf ihre eigene Art Gefangene ihres überhöhten Anspruchs auf Tugendhaftigkeit. Eine Haltung, die uns heute absolut fremd erscheint. Fontane moralisiert nicht, sondern zeigt das wilhelminische Preußen in all seiner Widersprüchlichkeit. Denn instinktiv wissen alle in ihrem Herzen, dass die Konventionen leere Hüllen sind und nichts dagegen spräche zugunsten menschlicher Regungen davon abzulassen. Die Komödie wird allerdings bis zur letzten tragischen Konsequenz weitergespielt.