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204 pages, Hardcover
First published January 1, 1985
There were people who said Reger was mad because only a madman could for decades go every other day except Monday to the picture gallery of the Kunsthistorisches Museum, but he did not believe that. Herr Reger is a clever, educated man, Irrsigler said.
The art historians' trade is the vilest trade there is, and a twaddling art historian, but then there are only twaddling art historians, deserves to be chased out with a whip, chased out of the world of art, Reger said, all art historians deserve to be chased out of the world of art, because art historians are the real wreckers of art and we should not allow art to be wrecked by the art historians who are really art wreckers. Listening to an art historian we feel sick, he said, by listening to an art historian we see the art he is twaddling about being ruined, with the twaddle of the art historian art shrivels and is ruined. Thousands, indeed tens of thousands of art historians wreck art by their twaddle and ruin it, he said. The art historians are the real killers of art, if we listen to an art historian we participate in the wrecking of art, wherever an art historian appears art is wrecked, that is the truth.
Even as a child I avoided multitudes, I detested crowds, the accumulation of people, the concentration of vileness and mindlessness and lies. Much as we should love each individual, I believe, so we hate the mass.
And we Austrians have the most cunning and at the same time most brainless politicians as murderers of our country and state, Reger said. Politicians as state murderers are at the head of our state, politicians as state murderers sit in our parliament, he said, that is the truth. Every chancellor and every minister is a state murderer and hence also a national murderer, Reger said, and when one of them departs another arrives, Reger said, when one murderer departs as chancellor, another chancellor arrives as a murderer, when one minister departs as a state murderer another arrives at once.
Fussiness and kitsch, after all, are the two principal characteristics of so-called civilized man, highly stylized as he has become into a single human grotesque over hundreds and thousands of years, he said. Anything human is kitschy, he said, there can be no doubt about that. And so is high art and the highest art.
Avertisment. Nu-mi place Bernhard, deși mulți prozatori spun că au învățat meserie de la el (W. G. Sebald, printre alții). Are un ochi lipsit de bunăvoință, un soi de cinism inocent, vrea să fie antipatic cu tot dinadinsul și, uneori, reușește. Probabil că reușita îl amuza. Afirmă grozăvii fără să clipească. Proza lui explorează, de obicei partea întunecată a lumii. Din păcate, aici, partea este egală cu întregul. N-am mare simpatie pentru cărțile lui. Dar ăsta nu-i un motiv să nu-l citiți.
Reger, der seit über sechsunddreißig Jahren das Kunsthistorische Museum aufsucht, kennt Irrsigler vom ersten Tag seines Dienstantritts an und steht zu ihm in einem durchaus freundschaftlichen Verhältnis. Es bedurfte nur einer ganz kleinen Bestechungssumme, um mir die Sitzbank im Bordone-Saal für immer zu sichern, so Reger einmal vor Jahren. Reger ist mit Irrsigler ein Verhältnis eingegangen, das den beiden schon seit über dreißig Jahren zur Gewohnheit geworden ist. Will Reger, was nicht selten der Fall ist, in der Betrachtung des Weißbärtigen Mannes von Tintoretto allein sein, so sperrt Irrsigler ganz einfach den Bordone-Saal für Besucher, er stellt sich dann ganz einfach in den Eingang und läßt keinen passieren. Reger braucht nur sein Handzeichen zu geben und Irrsigler sperrt den Bordone-Saal, ja er scheut sich nicht, im Bordone-Saal stehende Besucher aus dem Bordone-Saal hinauszudrängen, weil Reger das wünscht.
Seit Jahrzehnten wird von den Museumsführern immer dasselbe gesagt und natürlich sehr viel Unsinn, wie Herr Reger sagt, sagt Irrsigler zu mir. Die Kunsthistoriker überschütten die Besucher nur mit ihrem Geschwätz, sagt Irrsigler, der mit der Zeit viele, wenn nicht gar alle Sätze Regers wortwörtlich übernommen hat. Irrsigler ist das Sprachrohr Regers, fast alles, das Irrsigler sagt, hat Reger gesagt, seit über dreißig Jahren redet Irrsigler das, was Reger gesagt hat. Wenn ich genau hinhöre, höre ich Reger durch Irrsigler sprechen. Wenn wir den Führern zuhören, hören wir doch nur immer das Kunstgeschwätz, das uns auf die Nerven geht, das unerträgliche Kunstgeschwätz der Kunsthistoriker, sagt Irrsigler, weil es Reger so oft sagt.
Ist mir Irrsigler selbst der angenehmste Mensch, so ist mir die ganze Irrsiglerfamilie die unangenehmste. Wie kommt ein Mensch wie Irrsigler, so Reger, an eine Frau wie die Irrsigler, die eine so kreischende Stimme und einen so hennenhaften Gang hat. Wir fragen uns ja oft, wie kommen diese Leute zusammen, die sich vollkommen entgegengesetzt sind, so Reger. Eine Frau mit einer so hysterischen Tierstimme und mit einem so hennenhaften Gang und ein Mann wie Irrsigler, der so ausgeglichen und so angenehm ist.
Plötzlich wissen Sie, was das ist, Leere, wenn Sie unter Tausenden und Abertausenden von Büchern und Schriften stehen, die Sie vollkommen alleingelassen haben, die Ihnen aufeinmal nichts sind, als eben diese fürchterliche Leere, so Reger. Wenn Sie den nächsten Menschen verloren haben, ist Ihnen alles leer, Sie können hineinschauen, wo Sie wollen, alles ist leer und Sie schauen und schauen und Sie sehen, alles ist wirklich leer und zwar für immer, so Reger. Und Sie erkennen, nicht diese großen Geister und nicht diese Alten Meister sind es, die Sie Jahrzehnte am Leben erhalten haben, sondern daß es nur dieser eine einzige Mensch, den Sie wie keinen zweiten geliebt haben, gewesen ist. Und in diesem Erkennen und mit diesem Erkennen sind Sie allein und es hilft Ihnen nichts und niemand, so Reger. Sie sperren sich in Ihre Wohnung ein und verzweifeln, so Reger, und Sie verzweifeln von Tag zu Tag tiefer und Sie kommen von Woche zu Woche in eine noch verzweifeltere Verzweiflung hinein, so Reger, aber aufeinmal gehen Sie aus dieser Verzweiflung heraus. Sie stehen auf und gehen aus dieser tödlichen Verzweiflung heraus, noch haben Sie die Kraft, aus dieser tiefsten Verzweiflung herauszugehen, so Reger, ich bin plötzlich von dem singerstraßenseitigen Schemel aufgestanden und aus meiner Verzweiflung herausgegangen und auf die Singerstraße hinuntergegangen, so Reger, und ein paar hundert Meter in die Innere Stadt hineingegangen; ich bin vom singerstraßenseitigen Schemel aufgestanden und aus der Wohnung hinausund in die Innere Stadt hineingegangen in dem Gedanken, jetzt noch einen einzigen Versuch, einen Überlebensversuch zu machen, so Reger. Ich bin aus der Singerstraßenwohnung hinausgegangen und habe gedacht, ich mache noch einen einzigen Überlebensversuch und bin in diesem Gedanken in die Innere Stadt hineingegangen, so Reger. Und dieser Überlebensversuch ist geglückt, wahrscheinlich bin ich im entscheidenden und wahrscheinlich im allerletzten Moment von meinem singerstraßenseitigen Schemel aufgestanden und auf die Singerstraße hinunter- und in die Innere Stadt hineingegangen, so Reger. Natürlich habe ich dann, wieder zu Hause in meiner Wohnung, einen Rückschlag nach dem andern erlitten, das können Sie sich denken, daß es nicht mit diesem einen einzigen Versuch, zu überleben, getan war, ich mußte viele Hunderte solcher Überlebensversuche machen dann, aber ich habe sie immer wieder gemacht und ich bin immer wieder vom singerstraßenseitigen Schemel aufgestanden und auf die Straße gegangen und tatsächlich dann auch wieder unter Menschen, unter die Menschen gegangen und habe mich schließlich gerettet, so Reger.
Erst für halb zwölf Uhr mit Reger im Kunsthistorischen Museum verabredet, war ich schon um halb elf Uhr dort, um ihn, wie ich mir schon längere Zeit vorgenommen gehabt hatte, einmal von einem möglichst idealen Winkel aus ungestört beobachten zu können, schreibt Atzbacher.