Literatur ist "Die Enkelin" sicherlich nicht -- Charaktere aus Pappe treffen sich und tauschen Informationen in unglaubwürdigen funktionalen Dialogen Literatur ist "Die Enkelin" sicherlich nicht -- Charaktere aus Pappe treffen sich und tauschen Informationen in unglaubwürdigen funktionalen Dialogen aus, die ungefähr so aussehen:
Er hat geklingelt, die Tür ging auf, ein großer Mann starrte ihn unfreundlich an. - Wer sind Sie? - Ich bin der Mann von der Frau, die Sie vor über 30 Jahren schwanger gemacht haben. - Was wollen Sie? - Wo ist Ihre Tochter? - Sie ist weg, einfach abgehauen. Aber kommen Sie rein, ich erzähle Ihnen mehr...
Eine nette mysteriöse Geschichte, wo das Geheimnis von Herrn Sommer zum Glück nie aufgelöst wird. Damit bekommt das Buch eine unerwartete Tiefe, die dEine nette mysteriöse Geschichte, wo das Geheimnis von Herrn Sommer zum Glück nie aufgelöst wird. Damit bekommt das Buch eine unerwartete Tiefe, die den etwas ungeschickten Anfang ausgleicht. Der Musikunterricht ist so herrlich beschrieben, eine eigene Geschichte in der Geschichte....more
Die angesprochenen Themen sind auf jeden Fall sehr interessant (Wer produziert unser Essen und wie? Was ist heutzutage anders als vor ein paar JahrzehDie angesprochenen Themen sind auf jeden Fall sehr interessant (Wer produziert unser Essen und wie? Was ist heutzutage anders als vor ein paar Jahrzehnten? Wie wird man im Supermarkt verarscht? Worauf soll man beim Einkaufen achten?). Das Buch lässt sich gut lesen (so wie eine Sonntagszeitung), die Ausgabe ist schön gemacht mit vielen Grafiken, die die relevanten Zahlen gut zusammenfassen. Leider werden die Themen sehr oberflächig behandelt, und richtig informiert fühlt man sich am Ende nicht. Sehr schade....more
Ja, das ist ein sehr schlechtes Buch. Es ist so, dass man mit denjenigen Schriftstellern, die kurz nach der Revolution von 1917 nach Russland gereist Ja, das ist ein sehr schlechtes Buch. Es ist so, dass man mit denjenigen Schriftstellern, die kurz nach der Revolution von 1917 nach Russland gereist sind und danach begeistert berichtet haben, wie toll dort alles sei, nie sicher sein kann: entweder sind sie Schurken (wie z.B. Herbert Wells), oder Idioten. Die katastrophalen Konsequenzen der blutigen und unmenschlich grausamen Revolution wollte Zweig nicht bemerken, das spricht also für die erste Variante. Und trotzdem denke ich, dass das bei Zweig nicht der Fall war. Sonst würde er sich nicht mit seinen hoffnungslosen Prognosen blamieren, wie er es in diesem kurzen Buch getan hat. Zum Beispiel schwärmt er von den jungen sowjetischen Schriftstellern, die "jede Provinz und jedes Volk aus sich herausgeholt hat". Wenn man sich eine gute Vorstellung von den "jungen Talenten" in der damaligen Zeit schaffen möchte, sollte man z.B. Bulgakow lesen (der Dichter Besdomny aus "Meister und Margarita" gehört erst einmal auch zu denen, bevor er versteht, wie schrecklich seine Werke und die von seinen Kollegen wirklich sind). Ein kurzes aber erschöpfendes Essay von Nabokov reicht, um zu begreifen, welche Qualität die gesamte sowjetische Literatur hat: Null. Und was war Zweigs Prognose? Nach dem Besuch bei den jungen Dichtern schreibt er: "Es ist eine Freude, Ihre Gesichter zu sehen, frisch und lebendig, eine Freude, ihre Bücher zu lesen, die überquellen von ganz neuen Kräften: die europäische Literatur wird noch manche Überraschungen von diesem aufsteigenden Russland erleben." Nein, Herr Zweig, wird sie nicht. Die unmöglichen Namen wie Grigol Robadkidse, Abraham Effros, Liddin und Kiriloff, etc. haben ihre Sternstunde in Ihrem Buch erlebt und sind dann wieder in der literarischen Mülltonne für immer und ewig verschwunden.
Es ist wiederum kein Wunder, dass Zweigs Geschmack ihn hereingelegt hat, wenn man überlegt, welche literarische Perle er selber generiert. Ein einziger kurzer Abschnitt über eine sowjetische Tänzerin reicht hier aus: "wenn sie mit ihrem festen, elastischen Schritt, der nicht gelernt ist, sondern natürlich wie Saft aus der Rinde quillt, über die Bühne schreitet und im Wildsein eines Überschwanges sich flügelhaft aufwirbelt, ... dann bricht ... eine Art Licht herein". Auch ist es bezeichnend, dass Zweig nichts "Grossartigeres, nichts Ergreifenderes in Russland" gesehen hat als ... Tolstois Grab. ...more
Ganz nett und lustig, besonders in den ersten Kapiteln: Eine vergangene Welt -- Berlin vor hundert Jahren -- wird mit so viel Liebe und Sehnsucht gescGanz nett und lustig, besonders in den ersten Kapiteln: Eine vergangene Welt -- Berlin vor hundert Jahren -- wird mit so viel Liebe und Sehnsucht geschildert, man kann sich sehr gut vorstellen, wie es damals war, in einer Mittelschichtfamilie aufzuwachsen. Dabei erfährt man sehr viele interessante Details über die Sitten dieser Zeit. Was mich erstaunt hat ist wie knauserig die alle waren! Der Vater, die Oma, die Tante, der Onkel... Nur die holländische Bauer waren großzügig. ...more
Angeblich eins der am meistgespielten Theaterstücke (selbstverständlich im deutschen Sprachraum), und von daher sollte man es mal gelesen haben. Wie aAngeblich eins der am meistgespielten Theaterstücke (selbstverständlich im deutschen Sprachraum), und von daher sollte man es mal gelesen haben. Wie amüsant die unter Verrückten gespielte Komödie ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Der philosophische Beitrag, der im Zusammenhang mit diesem Werk Dürrenmatts immer wieder erwähnt wird -- "die Verantwortung der Wissenschaftler", "Wissenschaft und Moral", "der Zweck der Forschung" -- hält sich meiner Meinung nach in Grenzen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Autor selbst staunte, was für eine tiefgreifende Diskussion er mit seiner kurzen Komödie ausgelöst hat. ...more
Eine unterhaltsame Novelle nach einem ganz klassischen Muster mit allem, was man so gut kennt: kuriosen Verwechslungen, treuen Freunden und Liebe auf Eine unterhaltsame Novelle nach einem ganz klassischen Muster mit allem, was man so gut kennt: kuriosen Verwechslungen, treuen Freunden und Liebe auf den ersten Blick. Damit man nicht vergisst, dass die Realität doch ein Stückchen härter ist als bei "Drei Männern" und dass Kästner es bewusst war, lohnt es sich auf jeden Fall die extrem kurze Geschichte "Inferno im Hotel" zu lesen, die in meiner Ausgabe der Novelle folgte. ...more
Ein kurzes Büchlein mit vielen Bildern, allerdings schwarz-weiß. Etwas veraltet, von daher nur zwei Sterne. Schön bei Schlögls Büchern ist dass er vieEin kurzes Büchlein mit vielen Bildern, allerdings schwarz-weiß. Etwas veraltet, von daher nur zwei Sterne. Schön bei Schlögls Büchern ist dass er vieles aus Originaltexten miteinbezieht. Man merkt auch, dass Schlögl Germanistik studiert hat, weil immer wieder Zitate aus Goethe, Mann, Rilke u.s.w. vorkommen....more
Auf die beiden Bände bin ich dank einer Spezialausgabe vom Spektrum der Wissenschaft gestoßen, ich wusste nichts über EE bevor ich das Buch gelesen haAuf die beiden Bände bin ich dank einer Spezialausgabe vom Spektrum der Wissenschaft gestoßen, ich wusste nichts über EE bevor ich das Buch gelesen habe, auch der Name von Gerhard Vollmer war mir neu. Kurz gefasstL auf jeden Fall lesenswert für alle, die sich für (nicht nur) wissenschaftliche Erkenntnis interessieren. Das Buch ist eigentlich eine Sammlung von mehreren Essays, die Unterteilung in zwei Bände ist meiner Meinung nach ein bisschen arbiträr. Mit jedem Essay lernt man was neues, aber sie überlappen sich auch, besonders stark fällt es bei Beispielen auf. Z.B. die Affen, die zwischen Bäumen von Ast zu Ast springen und denen wir unsere Fähigkeit, die Welt dreidimensional zu sehen, zu verdanken haben, kommen mindestens fünf mal vor. Das Buch ist auch denjenigen Optimisten zu empfehlen, die glauben, die Wissenschaft hat alle Antworten bzw. wird sie irgendwann haben. Schön wäre es....more
Die erste Hälfte des Buches habe ich am Stück im Flugzeug gelesen und fand es ganz gut, danach aber habe ich leider vergessen, dass ich mit dem Buch nDie erste Hälfte des Buches habe ich am Stück im Flugzeug gelesen und fand es ganz gut, danach aber habe ich leider vergessen, dass ich mit dem Buch nie fertig geworden war. In den letzten sechs Monaten ist mir nie eingefallen das Buch wieder aufzumachen, um herauszufinden, wie es dem armen Jakob geht, woran er gerade denkt und was mit ihm noch passiert ist. Vermutlich ist alles genau so wie in der ersten Hälft bzw. in jedem beliebigen Abschnitt davon: Jakob trifft Leute, überlegt kurz, ob sie gut oder schlecht sind, schreibt seine Gedanken auf und das war es. Also, kein must-read....more
Dieses Buch ist von einer von C.G.Jungs treuen Nachfolgerinnen geschrieben. Es setzt sich als Ziel zu erklären, wie man den Individuationsprozess versDieses Buch ist von einer von C.G.Jungs treuen Nachfolgerinnen geschrieben. Es setzt sich als Ziel zu erklären, wie man den Individuationsprozess verstehen soll und wie er in der Beziehung zur Religion, zum Gewissen, Archetypen, Gesellschaft etc. steht. Persönlich bin ich froh, dass ich dieses Buch gelesen habe, weil ich explizit ein Buch über Individuation suchte und nun Jungs Theorie besser nachvollziehen kann. An vielen Stellen könnte man sich wegen des Stils der Autorin aufregen. Z.B. findet man immer wieder kaum fundierte Sätze wie "Es ist allgemein bekannt, dass viele Leute...", was heutzutage in einem quasi-wissenschaftlichen Buch unangebracht aussieht. ...more
Not really a review but just a note capturing what I'd like my future self to remember when re-reading this wonderful novel for the fourth time (one sNot really a review but just a note capturing what I'd like my future self to remember when re-reading this wonderful novel for the fourth time (one should recall that Nabokov recommended reading any book at least three times):
The doppelgänger motif is self-evident but less so the mirrored structure of the novel with the "mirror" placed between Chapters five and six so that the details from Chapter 1/2/3... re-appear in Chapters 10/9/8... (no, I did not notice it myself). The interpretation where the unreliable narrator is challenged by the Author directly in the novel is less apparent and requires another pass.
By skimming over the German translation I accidentally discovered an incredibly interesting afterword by Dieter Zimmer. Unlike most interpretations which stay in the text realm and search for literary allusions, this one has a geographical and a factual take on the events in Despair (which one can regard as a tribute to Dostoevsky's [who is obviously alluded to in Despair] well-known reliability when it came to his novels' cartography?)
The plot itself was apparently inspired by a widely discussed murder which also aimed at tricking the insurance company, and certain small details, like ordering drinks to the victim, were mentioned in newspapers at that time. So the novel is (also) a kind of a Charakterstudie giving an interpretation of what that murderer was like.
What is more interesting is an additional dimension to the mirror theme of the novel: the directions to the lake where Ardalion has his land property seem to point at the Ziestsee south-east from Berlin. Curiously, Ziestsee is also the lake where Nabokov planned to possess a piece of land to later build a "dacha" -- indeed, he made the first installment and spent some time there but failed to make further payments, just like Ardalion! Even more curiously, those are... two different Ziestsees, located some nine kilometers away from each other. In other words, there are two Ziestsees, one of which connects Nabokov with Ardalion in his intent to have a resort which would allow him to work in peace (and is thus a caricature). But like Felix is not Hermann's Doppelgänger, it is an illusion that the lake in the novel is Nabokov's lake -- the details, if we are to follow them, bring us to the other Ziestsee. Mind-blowing!...more