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Armin's Reviews > Die Kinder von Torremolinos

Die Kinder von Torremolinos by James A. Michener
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bookshelves: american-post-wwii

Ein schwieriges Buch für das Michener immerhin seine historische Komfortzone verlassen hat. Dafür, dass er das absehbare Risiko des Scheiterns eingegangen ist, hat er meinen vollen Respekt, schließlich waren die Gegenwartskapitel meist der Schwachpunkt seiner historischen Romane, die Frühwerke aus dem Pazifik (Bis Sayonara) sind keine Vergleichsgröße mehr, seitdem Michener große geschichtliche und gesellschaftliche Panoramen ausgebreitet.
Beim Entwickeln der Charaktere der sechs Aussteiger, die auf einen aufgeschlossenen Angehörigen jener Generation treffen, die zwischen Onkel und Opa angesiedelt ist, profitiert der Leser von Micheners historischen Stärken. Sechs Stories über sechs junge Menschen, die alle ihr altes Leben und die Zwänge satt haben, die krank machen oder die Leute in Alkoholismus oder Selbstmord treiben, zeigen Michener auf der Höhe seines Könnens als Erzähler. Man gewinnt sie alle irgendwie lieb, sogar die aggressiven Ärgerbazillen, die alle so ihren wunden Punkt haben.
Die Schwachstellen treten auf der euphorisch begonnenen Reise im Bully so nach und nach zu Tage, die Weltverbesserer oder Konsumverweigerer scheitern an sich selbst und dem unklaren Entwurf einer besseren Zukunft, die über das Generationsgefühl hinaus geht. Statt einen brauchbaren Gegenentwurf zur Konsumwelt ihrer Eltern zu entwickeln, gehen sie weltanschaulichen Rattenfängern auf den Leim, rutschen in Drogen oder Kriminalität ab und werden Opfer von Polizeibrutalität und Rassismus. Mehr als Rechtshilfe für einen Wehrdienstverweigerer, der sich der Einberufung nach Vietnam durch Flucht entzogen hat, ist nicht drin.
Immerhin hat der ernüchterte Kriegsgegner den Anspruch zu Hause etwas zum Besseren zu bewegen und nimmt dafür sogar einen Prozess mit drohender Haftstrafe in Kauf.
Die Kinder von Torremolinos sind ein schwieriges Buch mit zu vielen offenen Fragen, auf die Anno 1971 niemand eine Antwort wissen konnte. Ein wenig scheitert Michener aber an einem Problem, das er selbst in Roman thematisiert. Der Erzähler bekommt von den jungen Leuten, die im Hippie-Paradies an der Südspitze Spaniens zusammen finden, keine Antworten auf seine Fragen nach ihren Zielen. Eine Kommunikation findet nicht statt, echtes Verständnis kommt nicht zustande.
Weder im Roman und wohl auch nicht im Leben. Insofern war das Buch, trotz aller gut gemeinten Absichten, auch Wasser auf die Mühlen derer, die den Protest der jungen Leute in Bausch und Bogen ablehnten. Bis auf den einen Einsichtigen, der gerettet werden kann, sind die Kinder von Torremolinos ja alles Drogensüchtige und Kriminelle.
Meine Mutter fühlte sich deshalb in ihrem Urteil über die Gammler seinerzeit voll bestätigt.
Bin alles andere als ein kritikloser Bewunderer jener Ära, zumal der traurige Rest der Ansprüche auf eine bessere Welt ja als political correctness auf uns gekommen ist und genauso gnadenlos als Herrschaftsinstrument genutzt wird, wie einst Gumminknüppel und Wasserwerfer, aber irgend etwas muss Michener falsch gemacht haben, wenn die Hoffnungsträger der Hippiegeneration so missverständlich rüber kommen.
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Reading Progress

December 25, 1996 – Started Reading
December 31, 1996 – Finished Reading
July 8, 2012 – Shelved
July 8, 2012 – Shelved as: american-post-wwii

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