Steffi's Reviews > Lolita
Lolita
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Als ich Lolita das erste Mal las, war ich noch ein Teenager und es handelte sich um eine Ausgabe aus dem elterlichen Bücherschrank. Die, wohlgemerkt, meine Eltern nie gelesen haben, es handelte sich um eine Buchclub-Ausgabe und da meine Eltern wenig lasen, akzeptierten sie meist den Vorschlagstitel und der wanderte ungelesen ins Regal. Es muss eine Ausgabe aus den 70er Jahren gewesen sein, ich erinnere mich genau an den Schutzumschlag: Auf weißem Hintergrund zog sich quer über die Vorderseite der Schriftzug Lolita, in einer höchst schnörkeligen Schrift, mit jeder Menge Pink und ein wenig Grün (oder Blau) war auch mit dabei.
Vieles habe ich sicher nicht verstanden und bei der erneuten Lektüre merkte ich auch, wie wenig ich mir vom Inhalt gemerkt hatte. Erinnern kann ich mich aber noch an die Aufregung beim ersten Lesen, war mir doch schnell klar, dass meine Eltern mir das Buch, hätten sie den Inhalt gekannt, nicht überlassen hätten. Erinnern kann ich mich ebenfalls daran, dass ich auch damals schon viele Formulierungen bewunderte und über einige Szenen lachen musste.
Die Brillanz der Sprache Nabokovs habe ich natürlich erst jetzt in vollen Umfang erfasst. Es gibt einige Szenen, in denen Sex eine Rolle spielt, aber kein einziges Wort benutzt wird, dass aus diesem Kontext stammt. Daher bin ich mir auch einigermaßen sicher, dass Leser, die sich geifernd an Sexszenen berauschen wollen, eher enttäuscht sein werden. Auch sind solche Szenen nicht so dicht gesät, wie man angesichts des Skandals und der gelegentlichen Bewertung als Pornographie denken könnte. Ein großer Teil der Beschreibungen dreht sich um amerikanisches Kleinstadtleben, über das Leben in Motels, um die Flucht Humberts mit Lolita.
Doch auch wenn die Sprache, die literarischen Anspielungen, der besondere Humor entscheidend sind für die Qualität des Buches, so ganz kann man das Thema Pädophilie eben doch nicht außer Betracht lassen. Auch der unbefangene Leser stößt sich an Humbert Humbert, der sich als Liebender bezeichnet und doch das Leben der begehrten Lolita zerstört. Und so sehr Humbert immer wieder sein Tun verteidigt (das Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben), so wenig kann das Buch als Plädoyer für Pädophilie herhalten. Was der Leser beobachtet, ist die Zerstörung zweier Leben, das des Täters genauso wie des Opfers. (Um ehrlich zu sein, gibt es noch mehr Opfer. Zwei Tote sind am Ende zu beklagen.)
Dass ich dem Buch dennoch nur vier Sterne geben kann, liegt daran, dass der zweite Teil für meinen Geschmack ein paar Mängel aufweist. Die Roadmovie-Geschichte ufert aus und langweilt daher gelegentlich, die Veränderungen in Humberts Denken und Handeln am Ende überzeugen mich nicht und der Showdown ist an sich amüsant zu lesen (ich verstehe nur allzu gut, dass Kubricks Verfilmung damit beginnt. Die Szene scheint geschrieben fürs Kino), aber sie passt nicht zum Stil des Buches.
Dennoch halte ich das Buch aufgrund seiner Sprache, aber bis zu einem gewissen Grad auch wegen der zwiespältigen Gefühle, die es beim Leser hervorruft, für ein Meisterwerk. Und wir müssen dankbar sein, dass das Buch bei seinem Erscheinen einen solchen Skandal hervorrief, denn dadurch wurde Nabokov zu einem berühmten, erfolgreichen Mann, der seinen Brotjob niederlegen und sich komplett der Schriftstellerei widmen konnte. Das Werk, das dabei entstanden ist, können wir auch dank dieser so gewonnenen Prominenz heute in Gesamtausgaben, in wunderbar übersetzten und gut ausgestatteten Ausgaben, lesen. Und ich für meinen Teil bin mit Nabokov noch lange nicht fertig!
Vieles habe ich sicher nicht verstanden und bei der erneuten Lektüre merkte ich auch, wie wenig ich mir vom Inhalt gemerkt hatte. Erinnern kann ich mich aber noch an die Aufregung beim ersten Lesen, war mir doch schnell klar, dass meine Eltern mir das Buch, hätten sie den Inhalt gekannt, nicht überlassen hätten. Erinnern kann ich mich ebenfalls daran, dass ich auch damals schon viele Formulierungen bewunderte und über einige Szenen lachen musste.
Die Brillanz der Sprache Nabokovs habe ich natürlich erst jetzt in vollen Umfang erfasst. Es gibt einige Szenen, in denen Sex eine Rolle spielt, aber kein einziges Wort benutzt wird, dass aus diesem Kontext stammt. Daher bin ich mir auch einigermaßen sicher, dass Leser, die sich geifernd an Sexszenen berauschen wollen, eher enttäuscht sein werden. Auch sind solche Szenen nicht so dicht gesät, wie man angesichts des Skandals und der gelegentlichen Bewertung als Pornographie denken könnte. Ein großer Teil der Beschreibungen dreht sich um amerikanisches Kleinstadtleben, über das Leben in Motels, um die Flucht Humberts mit Lolita.
Doch auch wenn die Sprache, die literarischen Anspielungen, der besondere Humor entscheidend sind für die Qualität des Buches, so ganz kann man das Thema Pädophilie eben doch nicht außer Betracht lassen. Auch der unbefangene Leser stößt sich an Humbert Humbert, der sich als Liebender bezeichnet und doch das Leben der begehrten Lolita zerstört. Und so sehr Humbert immer wieder sein Tun verteidigt (das Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben), so wenig kann das Buch als Plädoyer für Pädophilie herhalten. Was der Leser beobachtet, ist die Zerstörung zweier Leben, das des Täters genauso wie des Opfers. (Um ehrlich zu sein, gibt es noch mehr Opfer. Zwei Tote sind am Ende zu beklagen.)
Dass ich dem Buch dennoch nur vier Sterne geben kann, liegt daran, dass der zweite Teil für meinen Geschmack ein paar Mängel aufweist. Die Roadmovie-Geschichte ufert aus und langweilt daher gelegentlich, die Veränderungen in Humberts Denken und Handeln am Ende überzeugen mich nicht und der Showdown ist an sich amüsant zu lesen (ich verstehe nur allzu gut, dass Kubricks Verfilmung damit beginnt. Die Szene scheint geschrieben fürs Kino), aber sie passt nicht zum Stil des Buches.
Dennoch halte ich das Buch aufgrund seiner Sprache, aber bis zu einem gewissen Grad auch wegen der zwiespältigen Gefühle, die es beim Leser hervorruft, für ein Meisterwerk. Und wir müssen dankbar sein, dass das Buch bei seinem Erscheinen einen solchen Skandal hervorrief, denn dadurch wurde Nabokov zu einem berühmten, erfolgreichen Mann, der seinen Brotjob niederlegen und sich komplett der Schriftstellerei widmen konnte. Das Werk, das dabei entstanden ist, können wir auch dank dieser so gewonnenen Prominenz heute in Gesamtausgaben, in wunderbar übersetzten und gut ausgestatteten Ausgaben, lesen. Und ich für meinen Teil bin mit Nabokov noch lange nicht fertig!
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Lolita.
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Reading Progress
Finished Reading
December 31, 2009
– Shelved
April 28, 2017
–
Started Reading
April 29, 2017
–
12.17%
"Die Hauptfiguren sind eingeführt. Humbert ist eitel, empathielos und nervlich angeschlagen.
Die Sprache ist elegant und gleichzeitig liest sich das wie ein Krimi, auf dessen Ausgang man brennt."
page
64
Die Sprache ist elegant und gleichzeitig liest sich das wie ein Krimi, auf dessen Ausgang man brennt."
April 30, 2017
–
32.32%
"Nicht nur vielschichtig und sprachlich brilliant, sondern auch spannend. Der Leser will unbedingt wissen wie es weitergeht mit Humbert und Lolita."
page
170
May 5, 2017
–
56.46%
""Mein westlicher Nachbar, der Geschäftsmann oder Universitätsprofessor oder beides hätte sein können, sprach mich manchmal an, während er späte Gartenblumen barbierte oder seinen Wagen wässerte oder, später im Jahr, seine Auffahrt enteiste (wenn diese Verben alle falsch sind, ist mir das auch egal)...""
page
297
May 6, 2017
–
66.73%
"Wieder 'on the road'. Für mich die am wenigsten spannenden Passagen."
page
351
May 7, 2017
–
Finished Reading
Comments Showing 1-1 of 1 (1 new)
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message 1:
by
Armin
(new)
May 08, 2017 08:14AM

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