Gustav Meyrink war vieles in seinem Leben: Bankier, Okkultist, Spiritualist, Schriftsteller, Scharlatan, Gefängnisinsasse, Yoga-Anhänger�
Deshalb � undGustav Meyrink war vieles in seinem Leben: Bankier, Okkultist, Spiritualist, Schriftsteller, Scharlatan, Gefängnisinsasse, Yoga-Anhänger�
Deshalb � und weil er lange in Prag lebte und dort viele seiner Romane ansiedelte � liegt schon eine ganze Weile Hartmut Binders Biografie Gustav Meyrink : ein Leben im Bann der Magie bei mir rum (der vorliegende Roman spielt überwiegend in München). Da die Biografie recht umfangreich ist, habe ich sie noch immer nicht ganz gelesen, sondern schaue nur hin und wieder mal rein.
Dazu gab Poschenrieders Roman ausreichend Anlass. Dass ausgerechnet diese verrückte,hier ausgebreitete Idee keine pure Fiktion ist, klingt noch unglaublicher als manch Meyrinksches okkultes Setting: Das Auswärtige Amt beauftragte 1917 Meyrink damit, einen Roman zu schreiben, der erklären sollte, wer Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges war. Die Zeit drängte, der Roman sollte vor dem Kriegsende erscheinen. Verantwortlich gemacht werden sollten die Freimaurer.
Meyrink willigt ein, da er große Geldsorgen hat, nimmt den üppigen Vorschuss und � prokrastiniert.
Okay, er trifft sich mit Erich Mühsam, der sich weit mehr für Politik interessiert als er, lässt sich von ihm sogar zu einem Vortrag Kurt Eisners schleppen. Die Räterepublik kündigt sich an. Aber von der Politik hat sich Meyrink immer schon ferngehalten. (Dass Poschenrieder hier Mühsam ins Gedächtnis zurückholt hat mir besonders gefallen � noch so ein Vergessener. Natürlich will ich jetzt gleich Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen lesen)
So nebenbei erfährt der Leser, wie aus Gustav Meyer Gustav Meyrink wurde, dass es die Rückenschmerzen waren, die ihn zum Schreiben brachten und gewinnt den Eindruck, dass die kürzeren Geschichten von Meyrink vielleicht zu Unrecht in Vergessenheit gerieten. So löste die Novelle Saturnring einen Skandal aus, weil er sich darin gründlich über sächsische „Pastorenweibsen� lustig machte. Diese Respektlosigkeit vor allem Deutschen, überhaupt vor deutschen Werten in Verbindung mit der Annahme, er habe jüdische Wurzeln, brachte ihm in diesen nationalistischen Zeiten heftige Kritik ein.
Für mich war das eine unterhaltsame Lektüre, die weitere Lektüren nach sich ziehen wird. Endlich will ich mal wieder den ein oder anderen Meyrink-Roman auf meine Leseliste setzen, dabei aber auch die Kurzgeschichten nicht ignorieren. Und Poschenrieder schreibt so wunderbar leicht und amüsant, dass ich seine anderen Romane auch lesen möchte. ...more
Das Buch ist natürlich beeeindruckend, doch für den heutigen Leser ist die Wirkung, die es auf die Zeitgenossen hatte, nicht mehr nachzuempfinden. WirDas Buch ist natürlich beeeindruckend, doch für den heutigen Leser ist die Wirkung, die es auf die Zeitgenossen hatte, nicht mehr nachzuempfinden. Wir sind durch Bildmaterial - dokumentarisches wie fiktives - über den Zweiten Weltkrieg, über Vietnam, so sehr mit den Grauen des Krieges und seinen Folgen für die Kriegsheimkehrer (z. B. "Geboren am 4. Juli) vertraut, dass Remarques Roman vor allem wegen der zeitgenössichen Reaktionen (die Nazis versuchten z. B. die Aufführung der Verfilmung zu verhindern) interessant bleibt....more