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Lila oder ein Versuch über Moral
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Alexandra 's review
bookshelves: philosophie, usa
Aug 05, 2017
bookshelves: philosophie, usa
Read 2 times. Last read July 23, 2017 to August 4, 2017.
Tja was soll ich Euch erzählen? Hüte Dich vor Fortsetzungen, denn sie könnten einfach nur das schale, aufgewärmte Gericht vom letzten Mal sein. Genau das trifft auf dieses Buch zu, es hat sehr wenig mit Moral zu tun und nervt aus mehreren Gründen massiv.
1. Redundanz: Der Autor Pirisg bzw. sein Alter Ego-Phaidros versteigt sich, anstatt ein neues Gedankengebäude für Moral zu entwickeln, noch immer in ewig denselben Qualitätsdefinitionen wie in Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten - er führt sie nur ein bisschen weiter aus, das hätte er aber auch noch in 2 zusätzlichen Kapiteln in Zen machen können.
2. Ungenauigkeit: Er definiert mitunter sehr salopp und ungenau überheblich aus der Sicht eines überlegenen Amerikaners vor allem wenn er auf den "europäischen Lebensstil" runterhauen kann. Er meint viktorianisch, puritanisch, neurreich wenn er europäisch sagt.
"Jedesmal, wenn er herkam, spürte er wie die Menschen förmlicher und unpersönlicher wurden und gerissener. Ausbeuterischer. Europäischer. Und kleinlicher, weniger großzügig."
Pirsig hat einen Knall - den typischen Turbokapitalismus der Republikaner haben die Amis ganz autonom aus den österreichischen Theorien von Hayek entwickelt, das hat nix mit europäischen Werten seit 1945 zu tun. Ist schon komisch, da definiert er sich zuerst über Qualität und Werte einen Wolf, und dann ist er bei dem Wort europäisch dermaßen schlampig, vor allem weil er eine Ohrfeige mitten ins Gesicht eines jeden modernen Europäers klatscht.
3. ʰädzٱԳ: Redet der Autor in der Figur des Phaidros über Moral und Gesellschaft, wird er präpotent teilweise sogar größenwahnsinnig. In Zen konnte man das noch nachvollziehen, da er ja verrückt wurde und durch eine Katharsis ging, nach der er sich selbst an den Haaren aus seinem eigenen Sumpf zog. In diesem Roman ist Phaidros jedoch geheilt und der unagenehme onkelhafte Erklärbär vom Typ mainsplainender Oberlehrer, der sogar meint, ein geisteskrankes junges Mädchen heilen zu können, das er natürlich vorher gebumst und ausgenutzt hat. Wäre spannend, ein Buch aus ihrer Perspektive zu lesen.
4. Timing: Die falschen Thesen zur falschen Zeit. In einer Zeit, in der jegliche Aufklärung und Wissenschaft quasi jeder Beruf wie Arzt, Journalist, jeder Naturwissenschaftler grad von pöbelnden Gehirnakrobaten, die in der Schule nicht mal 1 und 1 zusammenzählen konnten, schlichtweg als Systemtrottlen, Lügner und Betrüger in den Sozialen Medien derart grossflächig vernadert werden, dass die Bevölkerung diese Berufe bereits verachtet, giesst ein Buch, das sich philosophisch kritisch mit Technokratie, Positivismus und Empirismus in der Wissenschaft der 80er und 90er Jahre auseinandersetzt, natürlich komplett sinnloserweise Öl ins Feuer. Erstens weil sich die Wissenschaft schon längst gewandelt hat. Ja das haben wir nämlich nun davon, dass Wisssenschaftler der 3. Generation in einem holistischen, ganzheitlichen Ansatz nicht in ihrem Fachgebiet geblieben sind, sondern sich mit ihrem Fachwissen auch in fremde Gebiete begeben haben. Phaidros schwurbelt was von Menschenverstand gegen empirische Wissenschaft in seiner Postivismuskritik - in einer Zeit in der die Aufklärung vielerorts wieder negiert wird von Eso-Freaks, Flacherdlern, Impfkritikern, Chemtrailern..."
In einer Zeit in der sich jeder Depp seine Individualempirie zusammenschustert (ich kenne da aber jemanden...), glauben auch Krethi und Plethi ohne Schulabschluss, mit Diplom von der youtubeUniversität und ohne Verständnis von wissenschaftlichen Theorien, sich irgendwas von einer flachen Erde oder einem Zusammenhang zwischen Impfen und Autismus ...... zusammenzuschwurbeln zu koennen. Plötzlich sind alle empirischen Aussagen, die bereits mit 90-99,9%iger Wahrscheinlichkeit bewiesen wurden, alles graue Theorie und gleichbedeutend mit jeder anderen Schwachsinnstheorie, die sie sich in ihrer Paranioa gegenüber Fachleuten aus ihren Fingern gesogen haben. Und das nur, weil die Wissenschaft nie 100%ige Annahmen trifft - nicht mal bei der Schwerkraft ;-).
Wenn ich das Wort Haus- oder Menschenverstand oder Bauchdenken, mehr fühlen denn Denken, mehr Spiritualität gegenüber Wissenschaft heutzutage schon höre, die der Autor auch mitunter propagiert (selbstverständlich fundierter auf der Basis von wissenschaftlich philosophischen Methoden) geht mir sprichwörtlich das Geimpfte auf (sagt man so auf österreichisch man könnte aber auch sagen,... geht mir ein Impfschaden auf).
Somit ist das Buch, auch wenn der Autor es zwar gut argumentiert hat, aber in ein paar Punkten sowas von falsch liegt, Wasser auf die Mühlen der aufklärungskritischen Deppen von heute.
Ein paar Aussagen zur dynamischen vs. statischen Qualität und zur Wissenschaft und auch zu den Nazis habe ich dennoch sehr gut gefunden.
Fazit: Ich mag zwar die wissenschaftliche Art des Autors, die Welt zu sehen, zu analysieren, zu katalogisieren und zu strukturieren. Leider kommt dabei Pirsig vom Hundertsten ins Tausendste, diese gedankliche Reise war nur mäßiig spannend und führte bedauerlicherweise ins NIRWANA der Mittelmäßigkeit.
1. Redundanz: Der Autor Pirisg bzw. sein Alter Ego-Phaidros versteigt sich, anstatt ein neues Gedankengebäude für Moral zu entwickeln, noch immer in ewig denselben Qualitätsdefinitionen wie in Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten - er führt sie nur ein bisschen weiter aus, das hätte er aber auch noch in 2 zusätzlichen Kapiteln in Zen machen können.
2. Ungenauigkeit: Er definiert mitunter sehr salopp und ungenau überheblich aus der Sicht eines überlegenen Amerikaners vor allem wenn er auf den "europäischen Lebensstil" runterhauen kann. Er meint viktorianisch, puritanisch, neurreich wenn er europäisch sagt.
"Jedesmal, wenn er herkam, spürte er wie die Menschen förmlicher und unpersönlicher wurden und gerissener. Ausbeuterischer. Europäischer. Und kleinlicher, weniger großzügig."
Pirsig hat einen Knall - den typischen Turbokapitalismus der Republikaner haben die Amis ganz autonom aus den österreichischen Theorien von Hayek entwickelt, das hat nix mit europäischen Werten seit 1945 zu tun. Ist schon komisch, da definiert er sich zuerst über Qualität und Werte einen Wolf, und dann ist er bei dem Wort europäisch dermaßen schlampig, vor allem weil er eine Ohrfeige mitten ins Gesicht eines jeden modernen Europäers klatscht.
3. ʰädzٱԳ: Redet der Autor in der Figur des Phaidros über Moral und Gesellschaft, wird er präpotent teilweise sogar größenwahnsinnig. In Zen konnte man das noch nachvollziehen, da er ja verrückt wurde und durch eine Katharsis ging, nach der er sich selbst an den Haaren aus seinem eigenen Sumpf zog. In diesem Roman ist Phaidros jedoch geheilt und der unagenehme onkelhafte Erklärbär vom Typ mainsplainender Oberlehrer, der sogar meint, ein geisteskrankes junges Mädchen heilen zu können, das er natürlich vorher gebumst und ausgenutzt hat. Wäre spannend, ein Buch aus ihrer Perspektive zu lesen.
4. Timing: Die falschen Thesen zur falschen Zeit. In einer Zeit, in der jegliche Aufklärung und Wissenschaft quasi jeder Beruf wie Arzt, Journalist, jeder Naturwissenschaftler grad von pöbelnden Gehirnakrobaten, die in der Schule nicht mal 1 und 1 zusammenzählen konnten, schlichtweg als Systemtrottlen, Lügner und Betrüger in den Sozialen Medien derart grossflächig vernadert werden, dass die Bevölkerung diese Berufe bereits verachtet, giesst ein Buch, das sich philosophisch kritisch mit Technokratie, Positivismus und Empirismus in der Wissenschaft der 80er und 90er Jahre auseinandersetzt, natürlich komplett sinnloserweise Öl ins Feuer. Erstens weil sich die Wissenschaft schon längst gewandelt hat. Ja das haben wir nämlich nun davon, dass Wisssenschaftler der 3. Generation in einem holistischen, ganzheitlichen Ansatz nicht in ihrem Fachgebiet geblieben sind, sondern sich mit ihrem Fachwissen auch in fremde Gebiete begeben haben. Phaidros schwurbelt was von Menschenverstand gegen empirische Wissenschaft in seiner Postivismuskritik - in einer Zeit in der die Aufklärung vielerorts wieder negiert wird von Eso-Freaks, Flacherdlern, Impfkritikern, Chemtrailern..."
In einer Zeit in der sich jeder Depp seine Individualempirie zusammenschustert (ich kenne da aber jemanden...), glauben auch Krethi und Plethi ohne Schulabschluss, mit Diplom von der youtubeUniversität und ohne Verständnis von wissenschaftlichen Theorien, sich irgendwas von einer flachen Erde oder einem Zusammenhang zwischen Impfen und Autismus ...... zusammenzuschwurbeln zu koennen. Plötzlich sind alle empirischen Aussagen, die bereits mit 90-99,9%iger Wahrscheinlichkeit bewiesen wurden, alles graue Theorie und gleichbedeutend mit jeder anderen Schwachsinnstheorie, die sie sich in ihrer Paranioa gegenüber Fachleuten aus ihren Fingern gesogen haben. Und das nur, weil die Wissenschaft nie 100%ige Annahmen trifft - nicht mal bei der Schwerkraft ;-).
Wenn ich das Wort Haus- oder Menschenverstand oder Bauchdenken, mehr fühlen denn Denken, mehr Spiritualität gegenüber Wissenschaft heutzutage schon höre, die der Autor auch mitunter propagiert (selbstverständlich fundierter auf der Basis von wissenschaftlich philosophischen Methoden) geht mir sprichwörtlich das Geimpfte auf (sagt man so auf österreichisch man könnte aber auch sagen,... geht mir ein Impfschaden auf).
Somit ist das Buch, auch wenn der Autor es zwar gut argumentiert hat, aber in ein paar Punkten sowas von falsch liegt, Wasser auf die Mühlen der aufklärungskritischen Deppen von heute.
Ein paar Aussagen zur dynamischen vs. statischen Qualität und zur Wissenschaft und auch zu den Nazis habe ich dennoch sehr gut gefunden.
Fazit: Ich mag zwar die wissenschaftliche Art des Autors, die Welt zu sehen, zu analysieren, zu katalogisieren und zu strukturieren. Leider kommt dabei Pirsig vom Hundertsten ins Tausendste, diese gedankliche Reise war nur mäßiig spannend und führte bedauerlicherweise ins NIRWANA der Mittelmäßigkeit.
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July 21, 2012
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July 23, 2017
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July 24, 2017
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13.6%
"Ich mag die wissenschaftliche Art des Autors die Welt zu sehen, zu analysieren, zu katalogisieren und zu strukturieren. Dabei kommt der Autor in Form der Figur des Phaidros vom Hundertsten ins Tausendste. Mal sehen, ob es auch genauso genial wohin führt wie in Zen oder die Kunst...- ich bin schon sehr gespannt auf diese gedankliche Reise"
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62
July 25, 2017
–
17.54%
"😂👍🏻😂 jetzt zerlegt er mir grad meine Neopositivisten der Wiener Schule und zertrümmert mir mein wissenschaftstheoretisches Lebensfundament"
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80
July 26, 2017
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21.93%
"WTF 🤢😡 "jedesmal, wenn er herkam, spürte er wie die Menschen förmlicher und unpersönlicher wurden und gerissener. Ausbeuterischer. Europäischer. Und kleinlicher, weniger großzügig. Pirsig hat einen Knall - den typischen Turbokapitalismus der Republikaner haben die Amis ganz autonom entwickelt das hat nix mit europäischen Werten seit 1945 zu tun."
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July 27, 2017
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21.93%
"Hach nein er meint viktorianisch puritanisch neurreich wenn er europäisch sagt. Ist schon komisch, da definiert er sich zuerst über Qualität und Werte einen Wolf und dann ist er bei dem Wort europäisch dermaßen schlampig *kopfschüttel*"
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August 3, 2017
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65.79%
"Bisher nervt er mich 1. Redundanz noch immer ewig dieselben Qualitätsdefinitionen wie in Zen 2. Die falsche Zeit für das Buch er schwurbelt was von Menschenverstand gegen empirische Wissenschaft - in einer Zeit in der die Aufklärung vielerorts wieder negiert wird von Eso Freaks Flacherdlern Impfkritikern Chemtrailern..."
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300
August 4, 2017
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August 5, 2017
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August 5, 2017
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Felix
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May 15, 2020 12:15AM

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