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Chernobyl: The History of a Nuclear Catastrophe
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Zunächst eine kurze Bemerkung zum Autor: Serhii Plokhy ist ukrainischer Abstammung und auch dort sozialisiert. Dementsprechend verwundert es auch kaum, dass die vorliegende Abhandlung über Tschernobyl, perspektivisch sehr viel aus ukrainischer Sicht erzählt ist. Dies schmälert jedoch die Leistung dieses Unterfangens nicht im Geringsten, es soll lediglich zu Beginn festgehalten werden.
Das mit dem Erscheinungsjahr 2018 noch sehr aktuelle Werk von Plokhy geht nicht nur auf die Reaktorkatastrophe selbst ein, sondern beleuchtet mit dem Einfluss des militärisch-industriellen Komplexes und der Marschroute hin zu mehr Nuklearenergie auch den Weg dorthin sowie, nach einer allgemeinen Aufarbeitung der Katastrophe, die Auswirkungen auf die Ukraine bis hin zur Unabhängigkeit und danach. Trotz der Breite dieses Spektrums geht Plokhy in den einzelnen Abschnitten angenehm in die Tiefe. Eine besondere Rolle spielen für ihn die dramatis personae, man erfährt viel über die Hintergründe der direkt und indirekt beteiligten Personen. Gerade Gorbatschow kommt in diesem Buch nicht wirklich gut weg, obwohl die Auswirkungen von glassnost und perestroika beleuchtet werden, so bleibt doch ein Schatten hängen bei der Nachgeschichte der Reaktorkatastrophe.
Im letzten Teil wird auch ein wenig klarer, wieso die Ukraine für die EU eine vergleichsweise große Rolle spielt und welches politische Spiel die Ukraine teilweise mit dem Westen und Russland gespielt hat. Für Leser, die an einer umfassenden Geschichte über Tschernobyl interessiert sind dürfte dieses Werk eine interessante Lektüre darstellen, die sich noch dazu ziemlich gut und kurzweilig liest.
Nach der Lektüre sind mir zwei Erkenntnisse besonders hängen geblieben: Das die für die Fehlkonstruktion des Reaktors verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen wurden ist sehr bedauerlich; ermöglicht wird dies auch dadurch, dass die Ukraine nach der Unabhängigkeit keinen Zugriff auf die verantwortlichen Russen hatte. Und zweitens stellt Plokhy als eine der Quellen ein bedrückendes Amateurvideo vor, dass am 26./27. April 1986 in Pripyat gedreht wurde, also unmittelbar nach der Explosion des Kraftwerks (Video auf Youtube hier: ). Zu sehen sind zunächst noch Hochzeiten und ihren Alltag lebende Menschen, allerdings bereits umgeben von Soldaten mit Dosimetern. Am Ende des Videos sind dann Bilder von der Evakuierung Pripyats zu sehen. Die für den Menschen unsichtbare Radioaktivität ist auf Film bereits durch weiße Flecken erkennbar.
Summa summarum ein gut lesbares Buch, das von mir eine klare Empfehlung für jeden an der Thematik Tschernobyl interessierten Leser erhält.
Das mit dem Erscheinungsjahr 2018 noch sehr aktuelle Werk von Plokhy geht nicht nur auf die Reaktorkatastrophe selbst ein, sondern beleuchtet mit dem Einfluss des militärisch-industriellen Komplexes und der Marschroute hin zu mehr Nuklearenergie auch den Weg dorthin sowie, nach einer allgemeinen Aufarbeitung der Katastrophe, die Auswirkungen auf die Ukraine bis hin zur Unabhängigkeit und danach. Trotz der Breite dieses Spektrums geht Plokhy in den einzelnen Abschnitten angenehm in die Tiefe. Eine besondere Rolle spielen für ihn die dramatis personae, man erfährt viel über die Hintergründe der direkt und indirekt beteiligten Personen. Gerade Gorbatschow kommt in diesem Buch nicht wirklich gut weg, obwohl die Auswirkungen von glassnost und perestroika beleuchtet werden, so bleibt doch ein Schatten hängen bei der Nachgeschichte der Reaktorkatastrophe.
Im letzten Teil wird auch ein wenig klarer, wieso die Ukraine für die EU eine vergleichsweise große Rolle spielt und welches politische Spiel die Ukraine teilweise mit dem Westen und Russland gespielt hat. Für Leser, die an einer umfassenden Geschichte über Tschernobyl interessiert sind dürfte dieses Werk eine interessante Lektüre darstellen, die sich noch dazu ziemlich gut und kurzweilig liest.
Nach der Lektüre sind mir zwei Erkenntnisse besonders hängen geblieben: Das die für die Fehlkonstruktion des Reaktors verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen wurden ist sehr bedauerlich; ermöglicht wird dies auch dadurch, dass die Ukraine nach der Unabhängigkeit keinen Zugriff auf die verantwortlichen Russen hatte. Und zweitens stellt Plokhy als eine der Quellen ein bedrückendes Amateurvideo vor, dass am 26./27. April 1986 in Pripyat gedreht wurde, also unmittelbar nach der Explosion des Kraftwerks (Video auf Youtube hier: ). Zu sehen sind zunächst noch Hochzeiten und ihren Alltag lebende Menschen, allerdings bereits umgeben von Soldaten mit Dosimetern. Am Ende des Videos sind dann Bilder von der Evakuierung Pripyats zu sehen. Die für den Menschen unsichtbare Radioaktivität ist auf Film bereits durch weiße Flecken erkennbar.
Summa summarum ein gut lesbares Buch, das von mir eine klare Empfehlung für jeden an der Thematik Tschernobyl interessierten Leser erhält.
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May 17, 2019
– Shelved
May 17, 2019
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message 1:
by
Hendrik
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rated it 4 stars
May 17, 2019 09:46AM

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Kurz: Ich würde jedem, dem die Serie gefällt, dieses Buch empfehlen und umgekehrt.
P.S. Die zweite Episode der Serie hat mir persönlich noch besser als die erste gefallen, also unbedingt ansehen bei Interesse :-)