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Schlink Quotes

Quotes tagged as "schlink" Showing 1-13 of 13
Bernhard Schlink
“Dann habe ich begonnen, sie zu verraten.
Nicht da脽 ich Geheimnisse preisgegeben oder Hanna blo脽gestellt h盲tte. Ich habe nichts offenbart, was ich h盲tte verschweigen m眉ssen. Ich habe verschwiegen, was ich h盲tte offenbaren m眉ssen. Ich habe mich nicht zu ihr bekannt. Ich wei脽, das Verleugnen ist eine unscheinbare Variante des Verrats. Von au脽en ist nicht zu sehen, ob einer verleugnet oder nur Diskretion 眉bt, R眉cksicht nimmt, Peinlichkeiten und 脛rgerlichkeiten meidet. Aber der, der sich nicht bekennt, wei脽 es genau. Und der Beziehung entzieht das Verleugnen ebenso den Boden wie die spektakul盲ren Varianten des Verrats. (S.72)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Aufarbeitung! Aufarbeitung der Vergangenheit! Wir Studenten des Seminars sahen uns als Avantgarde der Aufarbeitung. Wir rissen die Fenster auf, lie脽en die Luft herein, den Wind, der endlich den Staub aufwirbelte, den die Gesellschaft 眉ber die Furchtbarkeiten der Vergangenheit hatte sinken lassen. Wir sorgten daf眉r, da脽 man atmen und sehen konnte. Auch wir setzten nicht auf juristische Gelehrsamkeit. Da脽 verurteilt werden m眉sse, stand f眉r uns fest. Ebenso fest stand f眉r uns, da脽 es nur vordergr眉ndig um die Verurteilung dieses oder jenes KZ-W盲chters und -Schergen ging. Die Generation, die sich der W盲chter und Schergen bedient oder sie nicht gehindert oder sie nicht wenigstens ausgesto脽en hatte, als sie sie nach 1945 h盲tte aussto脽en k枚nnen, stand vor Gericht, und wir verurteilten sie in einem Verfahren der Aufarbeitung und Aufkl盲rung zu Scham. (S.87)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Ich wollte Hannas Verbrechen zugleich verstehen und verurteilen. Aber es war daf眉r zu furchtbar. Wenn ich versuchte, es zu verstehen, hatte ich das Gef眉hl, es nicht mehr so zu verurteilen, wie es eigentlich verurteilt geh枚rte. Wenn ich es so verurteilte, wie es verurteilt geh枚rte, blieb kein Raum f眉rs Verstehen. Aber zugleich wollte ich Hanna verstehen; sie nicht zu verstehen, bedeutete, sie wieder zu verraten. Ich bin damit nicht fertiggeworden. Beidem wollte ich mich stellen: dem Verstehen und dem Verurteilen. Aber beides ging nicht.”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Nun ist Flucht nicht nur weglaufen, sondern auch ankommen. Und die Vergangenheit, in der ich als Rechtshistoriker ankam, war nicht weniger lebensvoll als die Gegenwart. Es ist auch nicht so, wie der Au脽enstehende vielleicht annehmen m枚chte, da脽 man die vergangene Lebensf眉lle nur beobachtet, w盲hrend man an der gegenw盲rtigen teilnimmt. Geschichte treiben hei脽t Br眉cken zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen und beide Ufer beobachten und an beiden t盲tig werden. Eines meiner Forschungsgebiete wurde das Recht im Dritten Reich, und hier ist besonders augenf盲llig, wie Vergangenheit und Gegenwart in eine Lebenswirklichkeit zusammenschie脽en. Flucht ist hier nicht die Besch盲ftigung mit der Vergangenheit, sondern gerade die entschlossene Konzentration auf Gegenwart und Zukunft, die blind ist f眉r das Erbe der Vergangenheit, von dem wir gepr盲gt sind und mit dem wir leben m眉ssen. (S.172)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Wenn ich jedoch verletzt werde, kommen wieder die damals erfahrenen Verletzungen hoch, wenn ich mich schuldig f眉hle, die damaligen Schuldgef眉hle, und in heutiger Sehnsucht, heutigem Heimweh sp眉re ich Sehnsucht und Heimweh von damals. Die Schichten unseres Lebens ruhen so dicht aufeinander auf, da脽 uns im Sp盲teren immer Fr眉heres begegnet, nicht als Abgetanes und Erledigtes, sondern gegenw盲rtig und lebendig. Ich verstehe das. Trotzdem finde ich es manchmal schwer ertr盲glich. Vielleicht habe ich unsere Geschichte doch geschrieben, weil ich sie loswerden will, auch wenn ich es nicht kann. (S.206)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Warum macht es mich so traurig, wenn ich an damals denke? [...] Ist es das Wissen, was danach kam und da脽 danach nur ans Licht kam, was schon da war?
Warum? Warum wird uns, was sch枚n war, im R眉ckblick dadurch br眉chig, da脽 es h盲脽liche Wahrheiten verbarg? [...] Weil Gl眉ck nur stimmt, wenn es ewig h盲lt? Weil schmerzlich nur enden kann, was schmerzlich gewesen ist, unbewu脽t und unerkannt?
[...] Ist es das, was mich traurig macht? Der Eifer und Glaube, der mich damals erf眉llte und dem Leben ein Versprechen entnahm, das es nie und nimmer halten konnte? [...] Ist diese Traurigkeit die Traurigkeit schlechthin? Ist sie es, die uns bef盲llt, wenn sch枚ne Erinnerungen im R眉ckblick br眉chig werden, weil das erinnerte Gl眉ck nicht nur aus der Situation, sondern aus einem Versprechen lebte, das nicht gehalten wurde? (SS.38-39)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Es ist eines der Bilder von Hanna, die mir geblieben sind. Ich habe sie gespeichert, kann sie auf eine innere Leinwand projizieren und auf ihr betrachten, unver盲ndert, unverbraucht.”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Zugleich frage ich mich und habe mich schon damals zu fragen begonnen: Was sollte und soll meine Generation der Nachlebenden eigentlich mit den Informationen 眉ber die Furchtbarkeiten der Vernichtung der Juden anfangen? Wir sollen nicht meinen, begreifen zu k枚nnen, was unbegreiflich ist, d眉rfen nicht vergleichen, was unvergleichlich ist, d眉rfen nicht nachfragen, weil der Nachfragende die Furchtbarkeiten, auch wenn er sie nicht in Frage stellt, doch zum Gegenstand der Kommunikation macht und nicht als etwas nimmt, vor dem er nur in Entsetzen, Scham und Schuld verstummen kann. Sollen wir nur in Entsetzen, Scham und Schuld verstummen? Zu welchem Ende? Nicht da脽 sich der Aufarbeitungs- und Aufkl盲rungseifer, mit dem ich am Seminar teilgenommen hatte, in der Verhandlung einfach verloren h盲tte. Aber da脽 einige wenige verurteilt und bestraft und da脽 wir, die nachfolgende Generation, in Entsetzen, Scham und Schuld verstummen w眉rden 鈥� das sollte es sein? (SS.99-100)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“禄Ich habe鈥� ich meine鈥� Was h盲tten Sie denn gemacht?芦 Das war von Hanna als ernste Frage gemeint. Sie wu脽te nicht, was sie h盲tte anders machen sollen, anders machen k枚nnen, und wollte daher vom Vorsitzenden, der alles zu wissen schien, h枚ren, was er gemacht h盲tte.
[...]
禄Es gibt Sachen, auf die man sich einfach nicht einlassen darf und von denen man sich, wenn es einen nicht Leib und Leben kostet, absetzen mu脽.芦
Vielleicht h盲tte es gen眉gt, wenn er dasselbe gesagt, dabei aber 眉ber Hanna oder auch sich selbst geredet h盲tte. Davon zu reden, was man mu脽 und was man nicht darf und was einen was kostet, wurde dem Ernst von Hannas Frage nicht gerecht. Sie hatte wissen wollen, was sie in ihrer Situation h盲tte machen sollen, nicht da脽 es Sachen gibt, die man nicht macht. (S.107)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Sie mu脽te v枚llig ersch枚pft sein. Sie k盲mpfte nicht nur im Proze脽. Sie k盲mpfte immer und hatte immer gek盲mpft, nicht um zu zeigen, was sie kann, sondern um zu verbergen, was sie nicht kann. Ein Leben, dessen Aufbr眉che in energischen R眉ckz眉gen und dessen Siege in verheimlichten Niederlagen bestehen. (SS.128-129)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Wenn ich heute an die Jahre damals denke, f盲llt mir auf, wie wenig Anschauung es eigentlich gab, wie wenig Bilder, die das Leben und Morden in den Lagern vergegenw盲rtigten. Wir kannten von Auschwitz das Tor mit seiner Inschrift, die mehrst枚ckigen Holzpritschen, die Haufen von Haar und Brillen und Koffern, von Birkenau den Eingangsbau mit Turm, Seitenfl眉geln und Durchfahrt f眉r die Z眉ge und aus Bergen-Belsen die Leichenberge, die die Alliierten bei der Befreiung vorgefunden und photographiert hatten. Wir kannten einige Berichte von H盲ftlingen, aber viele Berichte sind bald nach dem Krieg erschienen und dann erst wieder in den achtziger Jahren aufgelegt worden und geh枚rten dazwischen nicht in die Programme der Verlage. Heute sind so viele B眉cher und Filme vorhanden, da脽 die Welt der Lager ein Teil der gemeinsamen vorgestellten Welt ist, die die gemeinsame wirkliche vervollst盲ndigt. Die Phantasie kennt sich in ihr aus, und seit der Fernsehserie 禄Holocaust芦 und Spielfilmen wie 禄Sophies Wahl芦 und besonders 禄Schindlers Liste芦 bewegt sie sich auch in ihr, nimmt nicht nur wahr, sondern erg盲nzt und schm眉ckt aus. Damals hat die Phantasie sich kaum bewegt; sie hat gemeint, zu der Ersch眉tterung, die der Welt der Lager geschuldet werde, passe die Bewegung der Phantasie nicht. Die paar Bilder, die sie alliierten Photographien und H盲ftlingsberichten verdankte, betrachtete sie wieder und wieder, bis sie zu Klischees erstarrten. (SS.142-143)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“Zugleich war ich traurig 眉ber sie, traurig 眉ber ihr versp盲tetes und verfehltes Leben, traurig 眉ber die Versp盲tungen und Verfehlungen des Lebens insgesamt. Ich dachte, wenn die rechte Zeit verpa脽t ist, wenn einer etwas zu lange verweigert hat, wenn einem etwas zu lange verweigert wurde, kommt es zu sp盲t, selbst wenn es schlie脽lich mit Kraft angegangen und mit Freude empfangen wird. Oder gibt es 禄zu sp盲t芦 nicht, gibt es nur 禄sp盲t芦, und ist 禄sp盲t芦 allemal besser als 禄nie芦? Ich wei脽 es nicht. (S.178)”
Bernhard Schlink, The Reader

Bernhard Schlink
“[Hanna] 禄Ich hatte immer das Gef眉hl, da脽 mich ohnehin keiner versteht, da脽 keiner wei脽, wer ich bin und was mich hierzu und dazu gebracht hat. Und wei脽t du, wenn keiner dich versteht, dann kann auch keiner Rechenschaft von dir fordern. Auch das Gericht konnte nicht Rechenschaft von mir fordern. Aber die Toten k枚nnen es. Sie verstehen. Daf眉r m眉ssen sie gar nicht dabei gewesen sein, aber wenn sie es waren, verstehen sie besonders gut. Hier im Gef盲ngnis waren sie viel bei mir. Sie kamen jede Nacht, ob ich sie haben wollte oder nicht. Vor dem Proze脽 habe ich sie, wenn sie kommen wollten, noch verscheuchen k枚nnen.芦 (S.187)”
Bernhard Schlink, The Reader